Vergangene
Veranstaltungen


Mikroprojekt „Radikale Storys“ – Erzählungen von Demokratie, Radikalisierung und Gewalt

Der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. (VNB) hat in Kooperation mit der Initiative für Internationalen Kulturaustausch Hannover e. V. (IIK) und dem Verein Gesellschaftliches Engagement von Migrantinnen, Migranten und Deutschen e.V. (gEMiDe) die dreiteilige Veranstaltungsreihe “Radikale Storys” im Rahmen des Projekts „Wir leben in Hannover – eine bunte Verbindung“ des ALBuM-Netzwerks umgesetzt.

Im Fokus der drei Veranstaltungen standen wechselweise die Themen islamistische und nationale Gewalt(-narrative) und Radikalisierungs- bzw. Deradikalisierungsprozesse. Warum radikalisieren sich gerade junge Menschen in die ein oder andere Richtung? Welche Strategien für Deradikalisierung gibt es, und was hilft potentiell gewaltbereiten Extremist*innen für eine Rückkehr zu einem pluralen Mindset und in eine vielfältige Gesellschaft?

 

Diesen Fragen widmeten sich in moderierten (Online-)Diskussionsveranstaltungen drei geladene Expert*innen:

 

  • "Islamismus im Gefängnis mit Samet Er“ - Referent: Samet Er, Islamischer Theologe, Pädagoge und Antigewalt- und Kompetenztrainer (via Zoom), 23. Juni 2020"
  • "Unter Staatsfeinden - Mein Leben im braunen Sumpf der Neonaziszene“ | Ein Aussteiger berichtet - Referent: Manuel Bauer über EXIT-Deutschland (via Zoom), 21. Juli 2020"
  • "Radikal - Islamistische Ideologien – Was tun?” - Referentin: Judith Grautstück, beRATen e.V. (Faust-Warenannahme), 29. September 2020"

 

Aufgrund der Entwicklungen der Corona-Pandemie wurden die ersten beiden Veranstaltungen online via Zoom durchgeführt. Obwohl dies für viele Teilnehmer*innen zunächst eine Hürde darstellte gelang es, interessierte Jugendliche und junge Menschen für die Teilnahme und Diskussion zu gewinnen. Unter dem Schirm des Projekts haben sich unter anderem bestehende Jugendgruppen aus den Projekten “JoinUs” (VNB & gEMiDe) und “Move It” (IIK) zusammengefunden. Die dritte Veranstaltung Ende September wurde unter den geltenden Abstands- und Hygienebestimmungen dann analog in der Warenannahme der Faust durchgeführt. Die Referierenden sind inhaltlich jeweils mit einem Input zum jeweiligen Themenschwerpunkt gestartet, haben aus ihren entsprechenden Arbeitsfeldern berichtet oder sind auf ihre Erfahrungen eingegangen. Die Veranstalter*innen moderierten die Diskussion mit den Teilnehmenden.

 

Im Gespräch mit Samet Er wurde die Relevanz weltlicher Themen und Problematiken für die radikal-islamische Radikalisierung im Gefängnis erörtert. Aus Samet Ers Berichten über seine Arbeit mit Häftlingen im Strafvollzug ging hervor, dass es eher die geringe Wertschätzung Gefangener im Strafvollzug oder auch die geringe politische wie kulturelle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sei, die für Frustrationserfahrungen und Enttäuschen führen. Diese würden wiederum von extremistischen Organisationen und Anwerbenden ausgenutzt. Im Gespräch mit Manuel Bauer wurde deutlich, dass sich der Strategie, Unzufriedenheit, soziale Abhängigkeit und Isolation, für die Ansprache bzw. Rekrutierung junger Menschen zu nutzen, im rechtsextremen Spektrum ebenso bedient wird. Bauer thematisierte in seinem Vortrag und dem anschließenden Gespräch seine eigene Biografie und skizzierte Schlüsselmomente seines Radikalisierungsprozesses. Er gab außerdem einen Einblick in die Nutzung von Popkultur, Musik und Medien der Neuen Rechten über die letzten 30 Jahre, die in ihren Strategien und Narrativen ebenfalls Parallelen zum Islamismus (z.B. der Terrororganisation „Islamischer Staat“) aufzeigten.

 

Durch den Wechsel in das Präsenz-Format bei der dritten Veranstaltung mit Judith Grautstück konnte mit den Teilnehmenden auch interaktiver gearbeitet werden. Dies eröffnete die Gelegenheit, sich grundlegend mit dem Begriff "Radikal” auseinanderzusetzen und die konkreten Unterschiede von Salafismus, Glauben und Religiosität gezielt herauszuarbeiten. Im Fokus der letzten Veranstaltung standen außerdem konkrete Unterstützungsmöglichkeiten sowie Anlaufstellen für Menschen in Hannover, die von Radikalisierung z.B. im familiären Umfeld betroffen sind.#

 

Aufgrund der Sensibilität der Thematiken war es wichtig, die Teilnehmer*innen im Rahmen der moderierten Diskussion Raum für ihre eigenen Haltungen und Erfahrungen zu geben. Viele der Teilnehmenden hatten selbst bspw. ein Fluchterbe, weshalb ihre eigenen Berichte zu Radikalisierungsbewegungen u.a. in Syrien und Irak neue Impulse für das Gespräch gegeben haben.

 

Einen Mitschnitt der Zoom-Veranstaltung mit Samet Er gibt es hier.

 

Das Projekt „Wir leben in Hannover – eine bunte Verbindung“ ist ein Projekt des Netzwerk ALBuM in Kooperation mit der Landeshauptstadt Hannover.

Zurück zur Übersichtsseite