Über 40 Nachbar*innen – zum überwiegenden Teil Frauen - erarbeiteten sich in Kleingruppen die Funktionen ihres Smartphones – das Medium, das vielen Menschen als einziges Endgerät für digitale Kommunikation zur Verfügung steht.
Begleitet wurden die Teilnehmer*innen in der Schulung von der Dozentin Anna Perewersew, die seit Jahren verschiedene Deutschkurse insbesondere für Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte im Stadtteiltreff durchführt. Mit Beginn des Lockdowns wurden diese Kurse ausgesetzt. Damit waren viele Nachbar*innen im Sahlkamp ausgebremst - kein Deutschunterricht, spärliche Kommunikationswege, kaum Zugang zu Informationen. "Als viele wegen Corona zu Hause saßen, zeigten sich rasch die Schwächen im Umgang mit dem eigenen Smartphone, viele konnten noch nicht mal eine E-Mail schreiben und verschicken oder sich online auf Sprachlern-Apps anmelden“, erzählt Anna Perewersew.
In der Corona-Krise wurde besonders deutlich, dass ein erheblicher Teil der Menschen aus der Nachbarschaft von der digitalen Kommunikation ausgeschlossen ist. Viele Familien sind nicht mit Computern oder Tablets ausgestattet. Das Smartphone wird zumeist nur zur WhatsApp-Kommunikation verwendet, weitere Funktionen sind den meisten unbekannt. Anna Perewersew und Susanne Konietzny, die als Gemeinwesenarbeiterin viele Kurse und Angebote im Stadtteiltreff Sahlkamp betreut, entwickelten ein geeignetes Konzept, das auch unter Corona-Bedingungen im Stadtteiltreff Sahlkamp durchgeführt werden konnte.
Schnell fand sich ein Träger für das Konzept: Das ALBuM-Netzwerk mit seinem Projekt „Wir leben in Hannover – eine bunte Verbindung“ förderte die Schulung mit seinen Kooperationspartner*innen AWO Region Hannover e. V. und Bildungsverein Hannover e.V. In der Schulung wurden die Teilnehmer*innen in Kleingruppen aufgeteilt, die sich im Stadtteiltreff jeweils zweimal wöchentlich in einem großen Raum trafen. Das Display des Smartphones, mit dem die Dozentin Anna Perewersew die digitalen Nutzungsmöglichkeiten erklärte, wurde über einen Beamer auf eine Leinwand gespiegelt. So konnten alle mit Abstand und ganz praxisnah den Unterricht in der Schulung gut nachverfolgen am eigenen Smartphone erkunden. Am Ende war es dann nicht mehr schwer, mit Übersetzungsportalen, Sprachlern-Apps und Sprachlernplattformen zu arbeiten. "Es war super, dass wir mit der Schulung noch vor den Sommerferien beginnen konnten. Wir haben mit dem Angebot gerade in dieser schwierigen Zeit der Corona-Pandemie einen Nerv getroffen", freut sich
Susanne Konietzny. "Die Resonanz war groß und das Angebot sprach sich nach und nach auch über den Stadtteil hinaus herum". Insgesamt haben sich 37 Frauen und 4 Männer in Medienkompetenz fortgebildet. Beeindruckend war, dass sich neben vielen jungen Teilnehmer*innen auch eine große Anzahl an älteren Menschen für die Schulung interessierten. "Die älteste Teilnehmerin war 80 Jahre, und einige ältere Teilnehmer*innen haben von ihren Familienmitgliedern extra für die Schulung ein Smartphone geschenkt bekommen," sagt Anna Perewersew. .
Die beiden Initiatorinnen des Projektsfreuen sich, dass ein weiteres Projekt zu Medienkompetenz in Aussicht gestellt ist. Die Nachfrage ist
nach wie vor groß. Viele der ehemaligen Teilnehmer*innen möchten ihre Kenntnisse vertiefen und es gibt auch neue Anfragen. "Es ist gerade jetzt sehr wertvoll, dieses Angebot weiterhin durchführen können", betont Susanne Konietzny. "Und ich bin immer wieder beeindruckt, wie vertrauensbildend unsere Dozentin Anna auf die Teilnehmenden zugeht und die Bedürfnisse und das Lerntempo der einzelnen berücksichtigt. Damit ermöglicht sie vielen Menschen eine gute Basis für lebenslanges Lernen und Partizipation im digitalen Zeitalter".
Veranstalter*innen: Stadtteiltreff Sahlkamp, AWO Region Hannover e. V. und Bildungsverein Hannover e.V. für das ALBuM Netzwerk
in Kooperation mit der Landeshauptstadt Hannover
Eine Veranstaltung im Rahmen des Projekts "Wir leben in Hannover - eine bunte Verbindung"
